Die Stadt Wehr hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: den Ausbau eines modernen Glasfasernetzes, um die digitale Infrastruktur der Gemeinde zu revolutionieren.
Im Rahmen einer Sitzungsvorlage für den Verwaltungs- und Finanzausschuss wird der Wirtschaftsplanentwurf 2025 des Eigenbetriebs Breitband vorgestellt. Dieses Projekt zeigt nicht nur die Entschlossenheit der Stadt, den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten, sondern auch, wie öffentliche Investitionen direkt auf das Leben der Bürger wirken können.
Ein kommunales Vorzeigeprojekt
Bereits im Jahr 2021 wurde der Eigenbetrieb Breitband gegründet, um den Aufbau eines Glasfasernetzes in Wehr voranzutreiben. Seitdem hat die Stadt beeindruckende Fortschritte erzielt. So sind in den ersten Ausbaugebieten wie „Hölze“ und „Enkendorf“ die Hausanschlüsse bereits fertiggestellt, und das Glasfasernetz ist seit Juli 2024 in Betrieb. Weitere Gebiete wie „Breitmatt“, „Zelg“ und die „Stadtmitte“ sollen bis Ende 2024 folgen.
Für die Bürger bedeutet das: Schnellere Internetverbindungen, die den Zugang zu digitalen Dienstleistungen, Homeoffice, Streaming und innovativen Technologien wie Smart-Home-Systemen erheblich verbessern.
Bürgerbeteiligung als Erfolgsfaktor
Ein entscheidender Aspekt des Projekts war die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger. Die Stadt setzte auf Transparenz und einen offenen Dialog, um die Akzeptanz für das Projekt zu steigern. Bei zwei großen Informationsveranstaltungen, die im April und Oktober 2024 stattfanden, nahmen insgesamt über 300 Bürger teil. Diese Veranstaltungen boten die Gelegenheit, Fragen zu stellen, sich über technische Details zu informieren und die eigene Rolle im Breitbandausbau zu verstehen.
Die Zahlen belegen die Bedeutung, die die Menschen in Wehr dem Breitbandausbau beimessen: Alle Grundstückseigentümer im ersten Ausbaugebiet „Hölzle“ entschieden sich für einen Hausanschluss, was einer Anschlussquote von 100 % entspricht. In weiteren Gebieten sind die Quoten ebenfalls hoch, was die starke Unterstützung für das Projekt verdeutlicht.
Verbesserungspotenziale: Mehr Transparenz und Bildung
Trotz der Fortschritte gibt es Bereiche, in denen Wehr das Projekt weiter optimieren könnte:
- Frühzeitigere und umfassendere Kommunikation: Obwohl es Informationsveranstaltungen gab, könnten manche Bürger, besonders in Randgebieten, das Gefühl haben, nicht ausreichend informiert zu sein. Regelmäßige Updates über soziale Medien, Newsletter oder die Website könnten helfen, Bürger kontinuierlich auf dem Laufenden zu halten.
- Einbindung der Bürger in Entscheidungen: Neben Informationsveranstaltungen könnte die aktive Mitgestaltung durch Bürgerforen oder digitale Plattformen eingeführt werden. Dies würde die Transparenz weiter erhöhen und den direkten Austausch zwischen Verwaltung und Bürgern fördern.
- Workshops und Bildungsangebote: Mit dem Ausbau der Infrastruktur alleine ist es nicht getan. Digitale Bildungsangebote, etwa zu Themen wie Homeoffice, Cybersicherheit oder Smart Home, könnten die neuen Möglichkeiten für Bürger greifbarer machen und den Nutzen steigern.
- Feedbackschleifen etablieren: Nach der Inbetriebnahme erster Netzabschnitte sollten Bürger gezielt nach ihren Erfahrungen befragt werden. Solche Feedbackrunden könnten Probleme frühzeitig identifizieren und als Grundlage für Verbesserungen dienen.
Investitionen in die Zukunft
Der Ausbau ist kein kleines Unterfangen: Insgesamt belaufen sich die Investitionen auf knapp 15 Millionen Euro. Ein Großteil wird durch Fördermittel von Bund und Land finanziert, was zeigt, wie wichtig die Digitalisierung auch auf überregionaler Ebene gesehen wird.
Der Wirtschaftsplan für 2025 sieht Investitionen in Höhe von rund 953.500 Euro vor, darunter auch Mittel für kostenpflichtige Hausanschlüsse, die von den Eigentümern getragen werden. Gleichzeitig werden neue Darlehen aufgenommen, um die Liquidität des Eigenbetriebs zu sichern.
Trotz dieser Belastungen betont die Stadt, dass die langfristigen Vorteile die Kosten überwiegen. Der Ausbau des Glasfasernetzes wird nicht nur die Lebensqualität erhöhen, sondern auch Unternehmen und Selbstständige anziehen, die auf leistungsstarke digitale Infrastruktur angewiesen sind.
Digitalisierung als Schlüssel zur Zukunft
Wehr zeigt, wie Digitalisierung in einer kleinen Stadt gelingen kann: durch langfristige Planung, kluge Investitionen und eine klare Vision. Der Ausbau des Breitbandnetzes ist nicht nur eine technische Maßnahme, sondern ein Signal, dass Wehr bereit ist, die Chancen des digitalen Zeitalters zu ergreifen.
Für die Bürger bedeutet das, dass sie nicht abgehängt, sondern Teil einer modernen digitalen Gesellschaft werden. Vom schnellen Internet profitieren nicht nur Privathaushalte, sondern auch Schulen, öffentliche Einrichtungen und Unternehmen. Wehr setzt damit einen wichtigen Akzent in der Digitalisierung, der auch in anderen Kommunen als Vorbild dienen könnte.