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Mit Blick auf die Finanzlage der Stadt Wehr scheinen Steuererhöhungen ab 2026 unausweichlich. Aber ist das wirklich die einzige Alternative – und wie hoch würde die Steuerlast ausfallen?
Hier drei Szenarien, die eintreten könnten.
Szenario 1: Steuererhöhungen zur vollständigen Deckung des Defizits
Ein denkbares Szenario für die finanzielle Zukunft von Wehr wäre eine gezielte Erhöhung der Steuern, um das Defizit für 2026 vollständig auszugleichen. Dies würde bedeuten, dass keine zusätzlichen Schulden aufgenommen oder größere Einsparungen vorgenommen werden müssten. Stattdessen könnten die zusätzlichen Einnahmen durch Steueranpassungen generiert werden.
Die Grundsteuer B, die aktuell etwa 2,1 Millionen Euro pro Jahr einbringt, könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Mit einer Erhöhung des Hebesatzes um 50 Prozent könnten rund 1 Million Euro zusätzlich eingenommen werden. Diese Maßnahme würde vor allem Haus- und Grundeigentümer betreffen, die eine höhere Steuerlast tragen müssten.
Auch bei der Gewerbesteuer gäbe es Spielraum. Eine Erhöhung um 20 Prozent könnte die städtischen Einnahmen um etwa 1,2 Millionen Euro steigern. Dies würde vor allem größere Unternehmen belasten, könnte jedoch auch kleinere Betriebe finanziell stärker fordern. Zusätzliche Einnahmen könnten durch eine moderate Erhöhung der kommunalen Gebühren erzielt werden, etwa für Müllentsorgung oder Kindertagesstätten. Hier wären nochmals geschätzte 850.000 Euro möglich.
Insgesamt ließen sich durch diese Maßnahmen etwa 3,1 Millionen Euro einnehmen. Diese Lösung hätte den Vorteil, dass die Stadt finanziell stabil bleibt und weiterhin in wichtige Projekte investieren könnte, ohne neue Kredite aufzunehmen. Allerdings wäre diese Strategie mit spürbaren Mehrbelastungen für Bürger und Unternehmen verbunden.
Hauseigentümer müssten mit deutlich höheren jährlichen Steuerabgaben rechnen. Für eine Immobilie mit einem Einheitswert von 100.000 Euro könnte dies mehrere Hundert Euro mehr pro Jahr bedeuten. Auch Gewerbetreibende würden durch die höheren Steuern stärker belastet, was besonders kleinere Unternehmen treffen könnte. Zudem bestünde das Risiko, dass die Attraktivität der Stadt für Neubürger und Unternehmen langfristig sinkt.
Dieses Szenario bietet zwar eine klare Lösung für die aktuellen finanziellen Probleme, erfordert jedoch eine sorgfältige Abwägung. Es bleibt fraglich, ob die Belastung für die Bürger und Unternehmen sozial und wirtschaftlich tragbar ist. Dennoch zeigt dieses Modell, dass eine vollständige Deckung des Defizits durch Steueranpassungen theoretisch machbar wäre.
Szenario 2: Steuern steigen leicht an
In diesem Szenario erhöht die Stadt Wehr moderat die Steuern. Eine Erhöhung des Hebesatzes zur Grundsteuer um 20 Prozent könnte etwa 420.000 Euro zusätzlich einbringen. Zusätzlich könnte die Gewerbesteuer um 10 Prozent angehoben werden, was der Stadt weitere 600.000 Euro pro Jahr einbringen würde.
Für Hauseigentümer hätte eine solche Anpassung der Grundsteuer spürbare, aber überschaubare Auswirkungen. Der aktuelle Hebesatz der Grundsteuer B in Wehr liegt bei 380 %. Für ein Gebäude mit einem Einheitswert von 100.000 Euro würde die jährliche Grundsteuer derzeit 1.330 Euro betragen. Mit einer Erhöhung des Hebesatzes um 20 % auf 456 % stiege die Grundsteuer auf 1.596 Euro. Das entspricht einer zusätzlichen Belastung von 266 Euro pro Jahr.
Insgesamt könnte die Stadt durch diese Steueranpassungen rund 1 Million Euro mehr pro Jahr einnehmen. Das würde der Stadt mehr finanzielle Flexibilität bieten. Auf diese Weise könnten geplante Investitionen fortgesetzt werden, was für die Attraktivität der Stadt entscheidend wäre. Die Belastung für die Bürger und Unternehmen wäre dabei moderat, jedoch müssten Hauseigentümer und Gewerbetreibende mit höheren Abgaben rechnen.
Szenario 3: Radikales Sparprogramm
In einem weiteren Szenario zieht die Stadt die Notbremse und spart radikal, um Schulden zu vermeiden. Das würde bedeuten, dass alle größeren Investitionen, auf Eis gelegt werden. Allein durch den Verzicht auf Darlehensaufnahmen für neue Projekte würde die Stadt rund 2,5 Millionen Euro einsparen.
Zusätzlich könnte die Stadt versuchen, die laufenden Kosten zu senken. Eine 10-prozentige Einsparung bei den Energiekosten kommunaler Einrichtungen würde geschätzte 100.000 Euro bringen. Auch bei den Personalkosten wären durch restriktive Nachbesetzungen weitere 100.000 Euro einzusparen. Insgesamt könnte die Stadt durch diese Maßnahmen 2,7 Millionen Euro einsparen.
Das klingt verlockend, jedoch hätte dies langfristig auch negative Folgen. Ohne Investitionen würde die Attraktivität der Stadt sinken, und es könnte dazu führen, dass Bürger und Unternehmen abwandern. Die Lebensqualität würde leiden, und auch die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt wäre stark beeinträchtigt.