Die Stadt Wehr veranstaltet jedes Jahr Veranstaltungen wie „Sommer in Wehr“ oder die „Weihnachtsstadt Wehr“, um den Einzelhandel zu beleben und den Bürgern besondere Einkaufserlebnisse zu bieten.
Doch wie nachhaltig sind diese Aktionen wirklich – sowohl für den Einzelhandel als auch für die städtische Wirtschaft?
Ein genauer Blick zeigt: Die Effekte bleiben begrenzt, während Leerstände und strukturelle Probleme im Einzelhandel weiter zunehmen. Auch die Gewerbesteuereinnahmen spiegeln keine nachhaltigen Verbesserungen wider.
Verkaufsförderung als kurzfristige Strategie
Die Veranstaltungen bieten zweifellos attraktive Erlebnisse. Sie ziehen Besucher an, schaffen eine festliche Atmosphäre und sorgen für zusätzliche Umsätze an den Eventtagen. Der „Sommer in Wehr“ lockt mit Live-Musik, Ständen und Sonderaktionen, und die „Weihnachtsstadt Wehr“ bietet einen stimmungsvollen Rahmen.
Diese Aktionen zielen darauf ab, den Einzelhandel in der Innenstadt zu stärken, der zunehmend unter Druck steht – sei es durch Online-Händler, den demografischen Wandel oder die sinkende Attraktivität der Innenstädte.
Doch langfristige Effekte auf die städtischen Finanzen bleiben aus. Laut Haushaltsplan der Stadt bleibt der Anteil des Einzelhandels an den Gewerbesteuereinnahmen nahezu konstant – ein klares Zeichen, dass diese Aktionen die strukturellen Probleme nicht lösen können.
Einzelhandel: 10 bis 20 Prozent der Gewerbesteuer
Die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt Wehr lagen für 2024 bei etwa 5,96 Millionen Euro, für 2025 ist eine leichte Steigerung auf 6,0 Millionen Euro eingeplant. Diese wird von allen Betrieben in der Stadt erhoben. Ein Teil davon entfällt auf den Einzelhandel.
Der Einzelhandel trägt typischerweise etwa 10 bis 20 Prozent zu den gesamten Gewerbesteuereinnahmen bei – genaue Zahlen liegen uns hierzu allerdings nicht vor. Das entspricht einer Spanne von 600.000 bis 1,2 Millionen Euro.
Trotz der Verkaufsaktionen konnte kein signifikanter Anstieg dieses Beitrags festgestellt werden. Stattdessen stagnieren die Einnahmen aus dem Einzelhandel, was darauf hinweist, dass die Aktionen zwar kurzfristig Kundenströme anziehen, aber keine nachhaltige Umsatzsteigerung bewirken.
Steigende Leerstände – ein wachsendes Problem
Während die Verkaufsaktionen für einige Tage Leben in die Innenstadt bringen, steigt die Zahl der Leerstände langfristig weiter an. Dies untergräbt nicht nur die Attraktivität der Innenstadt, sondern verringert auch das Potenzial für stabile Gewerbesteuereinnahmen.
Leerstehende Ladenlokale zahlen keine Gewerbesteuer, was den Druck auf die verbleibenden Einzelhändler und den städtischen Haushalt erhöht. Ohne langfristige Lösungen ist zu erwarten, dass der Einzelhandel in Wehr weiterhin an Bedeutung verliert.
Nachhaltigkeit: Fehlanzeige
Nachhaltigkeit bedeutet, Maßnahmen mit langfristigen positiven Effekten zu entwickeln. Verkaufsaktionen wie „Sommer in Wehr“ oder die „Weihnachtsstadt Wehr“ sind wichtige Impulse, aber sie allein reichen nicht aus.
Es fehlt ein strategischer Ansatz, der den Einzelhandel zukunftsfähig macht und die Innenstadt nachhaltig belebt. Beispiele für nachhaltige Ansätze könnten sein:
- Förderung neuer Ladenkonzepte und Start-ups durch flexible Mietmodelle oder gezielte Unterstützungsprogramme.
- Digitalisierung des Einzelhandels, um lokale Geschäfte im Wettbewerb mit Online-Plattformen zu stärken.
- Attraktivitätssteigerung der Innenstadt durch eine Mischung aus Kultur, Freizeit und Handel.
Kurzfristige Aktionen, langfristige Herausforderungen
Die Verkaufsaktionen in Wehr tragen dazu bei, die Innenstadt für kurze Zeit zu beleben und den Einzelhändlern zusätzliche Umsätze zu ermöglichen. Doch ihr Einfluss auf die städtischen Finanzen bleibt begrenzt.
Der Anteil des Einzelhandels an den Gewerbesteuereinnahmen stagniert, und Leerstände nehmen weiter zu. Wenn die Stadt nachhaltige Entwicklungen vorantreiben will, muss sie über punktuelle Events hinausdenken und eine ganzheitliche Strategie entwickeln.